Kommentar der Woche: Kindergärten sind die Grundlagen für Chancengerechtigkeit

Veröffentlicht am 26.02.2008 in Kommunalpolitik

In Neuweiler werden Kindergartengruppen geschlossen, über die Schließung des Kindergartens in Agenbach wird im Gemeinderat beraten, in Martinsmoos droht ebenfalls das Aus für den Kindergarten, nachdem die dortige Gruppe von 12 Kindern ab Herbst auf 7 Kinder zu schrumpfen droht.

Den kleinen Gemeinden gehen die Kinder aus. Die Gründe sind bekannt. Da ist der demografische Faktor, es werden schlicht immer weniger Kinder geboren. Dass der Kreis Calw darüber hinaus im Gegensatz zu vielen anderen Kreisen in Baden- Württemberg kaum Bevölkerungszuwachs durch Zuzug von jungen Familien zu verzeichnen hat, kommt erschwerend dazu. Vielleicht hat es sich noch nicht so richtig herumgesprochen, dass sich der Kreis als familien- und kinderfreundlich betrachtet und sich dies selbst zertifiziert hat. Wahrscheinlicher scheint aber, dass der Kreis noch erhebliche Defizite in Sache Familien- und Kinderfreundlichkeit hat.

Nehmen wir zum Beispiel den öffentlichen Nahverkehr im Kreis. Fallen bei meinem Sohn einmal die beiden ersten Stunden aus, was leider zu oft geschieht, muss er entweder zur zweiten fahren oder das Taxi „Eltern“ ist gefragt. Ab Nachmittag und am Wochenende läuft so oder so nichts mehr in Sachen ÖPNV, in den Sportverein ins Nachbardorf oder abends zu Freunden dürfen die Eltern Taxi spielen.

Das wird nun vermehrt auch Kindergartenkinder betreffen. Wenn am Ort der Kindergarten aufgegeben wird, müssen die Kinder eben von den Eltern gefahren werden oder Busse nehmen. In jedem Fall entstehen zusätzlich zu den Kindergartengebühren weitere Kosten. Manche können sich das nicht leisten.

Bildung ist Grundlage für Lebenschancen. Chancengerechtigkeit heißt insbesondere gleichen Zugang für alle Kinder zu Bildung unabhängig vom Geldbeutel der Eltern. Erklärtes Ziel der Politik ist, die Kindergärten in die Erziehung und Ausbildung unserer Kinder mit einzubinden. Die Kommunen im Kreis und auch der Landkreis können zur Umsetzung dieser Ziele beitragen, indem sie dafür sorgen, dass überall dort, wo Kinder wohnen, Kindergärten zur Verfügung stehen und von allen Kindern besucht werden können unabhängig davon, wie viel ihre Eltern verdienen.

Konkret heißt dies auch, dass die Kindergartengebühren zurückgebaut werden mit dem langfristigen Ziel, sie ganz abzuschaffen und dass auch Kindergärten für nur wenige Kinder erhalten werden.

Vielleicht zieht dann unser Landkreis nicht nur wieder junge Familien von außerhalb vermehrt an, sondern die, die hier wohnen, bekommen auch wieder mehr Lust auf mehr Kinder. Zumindest aber wird dann der Landkreis seinem Ehrgeiz, ein familien- und kinderfreundlicher Kreis zu sein, eher gerecht.

Ganz herzlich
Dipper
Richard Dipper

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